Moro-Reflex(Schreckreflex)

     Phase 1                 Bilder Annette Hebgen                    Phase 2

1 Was ist der Moro-Reflex?

Schreckreflex

er ist ein frühkindlicher Reflex, auch Primitivreflex genannt, er fördert die Entwicklung des Ungeborenen und sichert in den ersten Lebensmonaten das Überleben des Säuglings. 

Diese Reflexe werden im Hirnstamm umgeschaltet und sind uns deshalb nicht bewusst.

Diese frühkindlichen Reflexe müssen gehemmt werden, sonst funken sie ein Leben lang(!) unbewusst dazwischen, machen uns das Leben schwer, eigenes Potential kann nicht erreicht werden, denn diese Reflexe verwachsen sich nicht. Können sogar in bestimmten Situationen wieder aktiv werden.

2 Wann entsteht der Moro-Reflex?     

Gehört zu den intrauterinen und Geburtsreflexen und ist ein Schreckreflex (psychisch-physisch) 

Beginn:  9. - 12.Schwangerschaftswoche


3 Wann wird der Moro-Reflex gehemmt?      

  • Hemmung:  2.- 4. Lebensmonat
  • Umwandlung : Straussen-Reaktion (bleibt ein Leben lang erhalten)


4 Was versteht man unter der Strauss-Reaktion?
Nach der Hemmung des Moro-Reflexes ( 4. Lebensmonat) bleibt eine reife Schreckreaktion 

(der Strauss-Reflex) bis ins Erwachsenenalter bestehen.


5 Wie läuft die normale Moro-Reaktion ab?

Die Moro Reaktion wird ausgelöst durch Schreck (psychisch-physisch) 

z.B. bei plötzlicher Lageveränderungen (Kopf des Säuglings kippt nach hinten                   

oder durch plötzlich Schreck auslösende Sinneseindrücke) daraufhin läuft die Moro Reaktion in 2 Phasen ab.

 

Phase 1

1.) Kampf- und Fluchtreaktion

- verschnellert Puls und  Atmung

- erhöht den Blutdruck,   

- verstärkt die Hautrötung, 

- Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol ins  Blut. (Stressreaktion)


2.) Aufwärtsbewegung der Arme

- Öffnen der Hände und Finger,

- Spreizen der Zehen,

- Augen sind weit geöffnet.

                     

3.) Spontanes Einatmen durch offenen Mund,

Erstarren für Sekundenbruchteile.


Phase 2

1.) Abwärtsbewegung der Arme

- Beugung der Ellbogen

- Faustschluss, 

- Zehen gekrümmt


2.) Ausatmung, meist mit Protestschrei verbunden. 

- Gefühlsausbrüche wie Wut und Weinen sind möglich,

dadurch können Personen aufmerksam werden und zur Hilfe eilen


6 Was sind die Aufgaben des Moro-Reflexes?

Ursprünglich: war der Moro-Reflex eine Schutzreaktion bei Bedrohung durch Anklammern des Affenkindes an das Fell der Affenmutter, sodass diese freie Hände und Füße hatte.


Heute: Hilft Nervenbahnen anzulegen, durch Bewegung im Mutterleib

Hilft beim Geburtsvorgang und beim ersten Atemzug mit

Fördert die Entwicklung des Atemmechanismus während der Schwangerschaft

(Vermutung, dass er die Gefahr des plötzlichen Kindstodes vermindert)

Hilft beim Überleben in den ersten Lebensmonaten 

(Baby macht durch Schrei bei Bedrohung auf sich aufmerksam)

Hemmt im Mutterleib in der 5. SSW den ersten frühkindlichen Reflex  FPR (Furcht-Lähmungs-Reflex)


7 Wie wird die Moro-Reaktion gehemmt?

Physiologisch in der Bauchlage, heute liegen Säuglinge aber immer seltener und kürzer in dieser wichtigen Hemm-Position. Die Angst vor Erstickung durch Erbrochenes des Säuglings ist sehr groß. Umso wichtiger ist es, den Säugling in der Wachphase auf den Bauch zu legen!


8 Was verhindert die Hemmung des Moro-Reflexes?

Das Baby muss viel Zeit flach auf dem Bauch und auf dem Rücken liegend verbringen. Nur so kann es die nötige Entwicklung, Aufrichtung gegen die Schwerkraft und Hemmung der frühkindlichen Reflexe erreichen. 

Sehr ungünstig wirken sich ein zu langer Aufenthalt in Babyschalen, Wippen, hoch gestelltem Kinderwagen etc. aus, die Entwicklung wird gestört.


9 Kann der Moro-Reflex nach der Hemmung erneut auftreten?

Physiologisch wird er wieder aktiv, wenn Gefahr besteht, dann löst das die gewünschte Kampf- Flucht- Reaktion aus.

Z.B. bei Trauma, Schock, Unfall... 


10 Was hat es für Folgen, wenn die Moro-Reaktion noch aktiv bleibt?             

Sie hält Körper und Psyche im Griff! Wir sind nicht unser “eigener Herr”, das Potential kann nicht ausgeschöpft werden.

Wird dieser Schreck-Reflex ausgelöst, wird Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet, der Körper reagiert daraufhin unbewusst und springt in ein Notfallprogramm.


11 Es zeigen sich die gleichen Symptome wie bei AD(H)S


Schule

Der aktive Mororeflex verursacht viele Schulprobleme:

• Black out - Ablenkbar – Ideenreichtum – wechselt Beschäftigung

• Licht- / Lärm- / Bewegungs- / Geruchsempfindlichkeit

• Schlechtes Durchhaltevermögen

• Probleme, Kritik zu akzeptieren

• Akzeptiert geplantes Versagen, bevor unperfekt


Persönlichkeit

• Innerlicher Alarmzustand

• Sensibel, kritikempfindlich, schnell beleidigt,

• Sehr empfindlich gegen Ungerechtigkeit

• Unreife, zu Überreaktionen neigend

• Körperliche Furchtsamkeit

• Ängstlichkeit, Phobien, Unsicher, Abhängigkeit

• Plötzliche Aggressivität

• Mag vertraute Gewohnheiten, Heimweh,

• Will perfekt sein

- Situationen zu manipulieren  (Klammern an vertraute Verhältnisse und Planen)

- Strategien zu finden, die ihm ein gewisses Maß an Kontrolle über seine  eigenen  emotionalen Reaktionen gewähren

- Stimmungs- und Leistungsschwankungen 


Alltag

• Gleichgewichtsprobleme – Reiseübelkeit

• Allergien und häufige Infektionen

• Schwaches Ego

• Geringes Selbstwertgefühl

• Stimmungsschwankungen

• Plötzliches Verlangen nach Süßem (Blutzucker sinkt ab) 

- Abneigung gegen Veränderungen oder Überraschungen, schlechte Anpassungsfähigkeit

- Phasen von Hyperaktivität, gefolgt von übermäßiger Ermüdung  

- Überreaktionen mit dauernder Alarmbereitschaft und erhöhter Aufmerksamkeit


12 Überempfindlichkeit (Hypersensitivität) 

Es wird zu viel wahrgenommen: zu laut / zu hell /  zu bunt / zu kalt / zu heiß / zu geruchsintensiv /  zu unruhig / zu unvorbereitet / zu viele … das Leben ist dadurch anstrengend und man benötigt regelmäßige Pausen zum verarbeiten und regenerieren.



13 Auslöser dieser unzähligen Schreckmomente sind:                                                  

 plötzlich taktile Reize (Berührungen)

 plötzlich auditive Reize (Hören)

 plötzlich visuelle Reize (Sehen)

 plötzlich olfaktorische (Riechen) 

 plötzlich gustatorische Reize (Schmecken) 

 plötzlich propriozeptive Reize ( Tiefen- oder Eigensensibilität)

 plötzlich angesprochen werden (Emotionen)


14 Handeln vor dem Denken

Das Kind / der Erwachsene reagiert immer noch unreif reflexartig, wenn der Reflex ausgelöst wurde, lässt er dem Gehirn keine Chance zu analysieren und angemessen zu Reagieren = das System schaltet auf Notfall um, die Primitive „Kampf- oder- Flucht“ Reaktion ist aktiviert. Zu Denken und Geräusche herausfiltern zu können hat etwas mit Reife zu tun.       


15 Angst vor der Angst / Ungesunder Perfektionismus

      da die Angst vor der Angst das Verhalten bestimmt, entwickelt die Person Strategien

      um Konflikten, Kritik und nicht vorhersehbaren Situationen auszuweichen oder diese 

      zu entschärfen:

  • Das Kind fragt bis ins Detail nach, was in einer geplanten Aktion passieren wird
  • Es besteht ein gesteigertes Sicherheitsbedürfnis, das sich in dem Wunsch 

       "für Alles gerüstet zu sein" ausdrückt,  Absicherung

  • Kritik, auch Selbstkritik im Vergleich mit anderen, wird durch Perfektionismus, Originalität, bzw. den Versuch, eigene, einzigartige und somit nicht vergleichbare Wege zu gehen, begegnet. 
  • Kann solch eine Strategie nicht aufgebaut werden, versucht die Person Anforderungen zu umgehen und bleibt so immer unter ihrer Möglichkeit
  • Um Enttäuschungen aus dem Weg zu gehen, gibt es sich eher keine Mühe mehr, als kritisiert zu werden.
  • Lieber einen geplanten Misserfolg, als eine plötzliche Kritik.

       = Rückzug ins vorhersehbare Versagen


16 Was ist, wenn die Moro-Reaktion über Jahre bestehen bleibt?

Mögliche Langzeitfolgen

Reiseübelkeit, schlechte Balance (Gleichgewichtssystem) und Koordination (bei Ballspielen) über die Pubertät hinaus

Irrelevante Informationen innerhalb eines bestimmten visuellen Feldes können nicht ignoriert werden.

Hat Schwierigkeiten, Hintergrundgeräusche auszublenden

Kann akustische Geräusche nur schlecht auseinanderhalten und voneinander unterscheiden (akustische Verwirrung durch Überempfindlichkeit)

Allergien (Asthma, Ekzeme), Immunschwächen (häufige Infektionen im Hals- Nasen-Ohrenbereich) als Folge eines ständig zu hohen Adrenalin- und Cortisol Spiegels.

Schlechtes Durchhaltevermögen, mangelnde Ausdauer

Unsicherheit zeigt sich in einem hohen, festen Muskeltonus, äußere "Gespanntheit"

Schwach entwickelter CO 2- Reflex (plötzlicher Kindstod?)

Beeinträchtigte Augenmuskelmotorik und die veränderte Pupillenreaktion haben eine   

schlechte  Nachtsicht und eine höhere Lichtempfindlichkeit zur Folge. Das ermüdet schnell beim Schreiben oder Lesen.

Die Greifmuster werden durch das Fingerspreizen während der Moro-Reaktion         

beeinflusst.


17 Einfluss auf motorische und sensorische Entwicklung

So wirkt sich das Persistieren auf das weitere Reflex Geschehen aus, so dass auch  andere Reflexe sich abweichend entwickeln, es beeinflusst die motorische und sensorische Entwicklung und die psychische Befindlichkeit.


Im sozialen Umfeld macht die
Suche nach Sicherheit und Geborgenheit einerseits und die Angst, enttäuscht zu werden, andererseits der Person große Probleme. 


Unreife Kindlichkeit oder Naivität bietet sich an:

۞  ausgenutzt 

۞  ausgelacht 

۞  nicht ernst genommen zu werden. 

         

Die Person wird:

→  enttäuscht 

→  zieht sich verletzt zurück 

→  oder reagiert aggressiv 

was die Probleme vergrößert.


18 Einfluss auf den akustischen Stapedius-Reflex (Hyperakusis Geräuschempfindlichkeit)

Ein Reflex, der das Innenohr vor Geräuschen schützt: 

Beginn: zwischen 2. und 4. LM

Bleibt der Moro-Reflex bestehen, dann wird die vollständige Entwicklung des akustischen Stapedius-Reflexes verhindert = Hypersensitivität auf Geräusche!

(Ist bei Erwachsenen und Kinder zu beobachten)


19 Es fehlt an Urvertrauen!

Der Moro-Reflex hat Einfluss auf die gesamte Persönlichkeit des Menschen und seine Lebensgestaltung


20 Auswirkungen bei einem Erwachsenen:

   -     Erröten des Gesichts, Mundtrockenheit, hektische Bewegungen. 

   -     Sie scheinen mit ihrem Leben nicht fertig zu werden.

   -     Stresshormone verstärken die Sensibilität und das Reaktionsvermögen.

   -     Glukosespeicher werden schnell leer = häufig Hunger auf Süßes.


21 Mögliche sekundäre psychologische Symptome:

Ständige Ängstlichkeit, ohne erkennbaren Grund generalisierter Lebensangst, Hypochondrie, Panikattacken

Perfektionismus, lieber geplantes Versagen, als unperfekt. 

Suche nach Sicherheit und Geborgenheit

Schwierigkeit Entscheidungen zu treffen

Niedriges Selbstwertgefühl, Unsicherheit, Unausgeglichenheit

Stimmungsschwankungen, emotionale Labilität, Kritikunfähigkeit


22 Wie kann die Moro-Schreckreaktion unterdrückt werden?

Untersuchungen zeigen, dass die Moro-Reaktion (das reflexartige auseinander führen der Arme nach dem Erschrecken) weniger ausgeprägt ist, wenn die Hand / Hände im Moment des Schrecks irgend etwas “greifen”.

 Z.B. wenn man sich irgendwo festhält, z.B. an einem Geländer, Kugelschreiber, Stuhllehne...... oder wenn der Daumen in der Faust steckt.


Quelle-Literatur: 

Greifen und BeGreifen / Warum ihr Kind Bewegung braucht von Sally Goodard Blythe



https://www.weltbild.de/artikel/buch/greifen-und-begreifen_14321376-1



https://books.google.de/books/about/Warum_Ihr_Kind_Bewegung_braucht.html?id=687QPQAACAAJ&redir_esc=y



https://www.hugendubel.de/de/buch_gebunden/dorothea_beigel-fluegel_und_wurzeln-32942599-produkt-details.html?internal-rewrite=true








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